Bin ich einfach nur #faul oder habe ich eine #Depression?

26. März 2023

Ich habe gerade den Artikel über Depression(en) in der aktuellen Men’sHealth (04/23) gelesen. Manchmal denke ich, ich sollte solche Artikel nicht lesen. Wenn ich nichts darüber lese, existiert es nicht und ich habe ich es nicht. Klingt logisch, oder?

Kurt Krämer – Comedian (48) – hat sich im Keller verschanzt und im Internet alles über Werkzeuge recherchiert. Bei mir ist das entweder exzessives Arbeiten oder Twitter. Ich fokussiere mich dann so sehr darauf, dass der Tag ruckzuck herum ist.
Dabei mache ich immer nur eines von beiden. Wenn ich twittere, vernachlässige ich alles andere. Auch die Arbeit. Wenn ich arbeite, vernachlässige ich alles andere, auch Twitter. Ich bin dann wochenlang nicht auf Twitter. Auch erotische Geschichten schreibe ich nicht.

Andere strengt es an Freunde oder Familie treffen. Sie meiden Menschen. Ich auch! Dabei habe ich immer nur gedacht: Ich bin eben introvertiert…
Freunde treffe ich selten. Das liegt natürlich nicht nur an mir. Die Freunde haben Familie, meist noch sehr kleine Kinder und kommen ebenfalls kaum raus. Mir kommt das gelegen. So muss ich mir zumindest keine Ausreden einfallen lassen. Sie machen es mir leicht, mich im Büro zu verstecken.

Die meisten berichten davon, dass sie viel schlafen, was wiederum auf mich so ganz und gar nicht zutrifft. Ich schlafe wenig. Was aber auch an Rücken liegt. Mein Rücken fühlt sich – wenig Bewegung sei Dank! – steif an. Durch das Übergewicht ist Bewegung ohnehin anstrengend. “Ich habe keine Zeit für Sport, ich muss ins Büro!, ist dabei meine Ausrede No. 1.

Außerdem ist Gewichtsverlust eine häufig beschriebenes Symptom. “Warum kommen bei mir eigentlich immer nur die negativen Symptome? 😉, frage ich mich, denn bei mir ist es umgekehrt. Herzlich Willkommen Gewichtszunahme!

Was übrigens auch ein Punkt ist, warum ich Menschen gerne meide. Es fühlt sich einfach nicht schön an, wenn du – egal, wo du hingehst – immer die dickste Person bist und dich – nicht nur gefühlt – alle anschauen, wie den Elefanten im Zoo. Ich bin die Attraktion. Und wenn ich mich mit Freunden treffen würde, denke ich, dass sie denken, “Er ist schon wieder fetter geworden!“ Bei vielen Menschen dreht sich nämlich alles nur um Äußerlichkeiten.

Maxi Gstettenbau – Stand-up-Comedian (34) – spricht von #SuizidGEDANKEN, die ihn begleiten. Ich muss zugeben, die habe ich auch… Ich kenne Gedanken wie, „Wenn ich nicht mehr da wäre, würde mich a) ohnehin niemand wirklich vermissen und b) müsste ich mich mit dem ganzen Scheiß nicht mehr herumschlagen!“ oder besser gesagt, “schleppen“. Manchmal denke ich aber auch einfach nur, “Am liebsten, möchte ich zum Flughafen fahren, mir ein Flugticket nach Bali kaufen und einfach abhauen!“

Zudem fühle ich mich extrem #antriebslos. Gefühlt kenne ich nur noch Arbeiten. Ich habe gar keinen Plan, was ich sonst machen kann!?! Hin und wieder mal ins Kino oder schön essen gehen, okay, aber irgendwie hört es da auch schon auf. Shoppen gehen ist für mich schwer (nahezu unmöglich). Ich weiß ja, dass ich sowieso nichts schönes finde. Normales shoppen in der City geht eben nicht, wenn du eine Konfektionsgröße hast, die XL überschreitet. Fett zu sein schränkt dich enorm ein. Es fühlt sich an wie eine echte Behinderung.

Natürlich schlanke Menschen können das nicht nachvollziehen. Sie denken meist, dass man ja selbst schuld ist. Man muss doch einfach nur abnehmen… Wenn du nicht adipös bist, lass dir eines gesagt sein: Es ist nicht leicht!

Und nicht alle fetten Menschen sind einfach nur fett, weil sie zu viel essen. Die Verdauung, die Darmflora und die Veranlagung spielen eine große Rolle bei der Figur. Wenn du essen kannst, was du willst und schlank bist, hattest du einfach Glück gehabt! 

Die meisten schlanken Menschen, die ich kenne futtern mehr als ich, essen ungesünder als ich und schlickern viel mehr als ich. Der BMI ist nicht einfach nur eine mathematische Rechenaufgabe! Auch, wenn viele schlanke Menschen das gerne glauben wollen… 

Aber zurück zum Shoppen: 99 Prozent der Geschäfte führen nur Mode für schlanke Menschen. Bei C&A gab es mal Mode für mollige, aber in Bielefeld zum Beispiel, wurde die Große-Größen-Mode enorm abgebaut. Verschlankt… 😉🤬! Bei KIK ebenfalls. Bruns hat zwar tolle Mode für moppelige, aber da musst du tief in die Tasche greifen. Sie lassen sich gut bezahlen. Ich kann von Glück reden, dass ich über die finanziellen Mittel verfüge, aber was machen Geringverdiener und Bürgergeld-Empfänger? Sie können es sich doch gar nicht leisten bei Bruns und Co. einzukaufen! Da bleibt oft eben nur die einzige Jogginghose für Fette bei KIK. Wenn es denn mal eine gibt…

Das ich eventuell eine Depression habe, darüber habe ich eigentlich noch nie groß nachgedacht. Vielleicht, weil ich nie diese tiefe #Traurigkeit empfunden habe. Allerdings auch nicht diese euphorische #Freude. Ich habe keine #Ängste. Keine #Panikattacken. Sehe mich selbst eigentlich als Optimist. Ein depressiver Optimist. Klingt irgendwie komisch… 

Aber Gefühle sind ohnehin ein spannendes Thema (für mich). Denn ich fühle oft einfach nicht viel. Manchmal habe ich das Gefühl (lustig, dass ich sage ich „fühle nicht viel“ und beschreibe es mit „…ich habe das Gefühl…“. Auf jeden Fall habe ich manchmal das Gefühl, ich habe das Fühlen irgendwann mal abgestellt. Was daran liegen könnte, – ich hatte schon immer das Gefühl – dass ich nicht gut genug bin. 

Wann hat das angefangen? Vermutlich, als ich mir als 6-Jähriger einen Bänderriss zugezogen habe und fett wurde. Was unter anderem daran lag, dass meine Eltern mir in der Zeit ständig Süßigkeiten mit ins Krankenhaus gebracht haben, die ich als Kind natürlich gern gegessen habe. Und durch den Bänderriss und die fehlende Bewegung kamen die Pfunde. Langsam, aber sicher. Schleichen. Bis ich eine Mugel war. Halb Mensch, halb Kugel. So wurde ich fett und damit zum #Außenseiter. Die anderen – ausnahmslos schlanken Kinder – haben sich über mich lustig gemacht. Selbst die „Freunde“. Ich war immer Der dicke + Nachnamen einfügen also sozusagen der dicke Wilder. Kinder sind grausem. Die Freunde mein ten es – bestimmt – nicht einmal böse. Ich schätze, sie haben sich gar keine Gedanken darüber gemacht, was das in mir auslöst. Und ich habe es mit mir a) nicht anmerken und es b) mit mir machen lassen. Habe versucht es wegzulachen. Mit einem gespielten Lachen zu überspielen. #MeineMaske

Und da ich ein Scheidungskind bin/war, war es für mich ohnehin schwer. Irgendwie habe ich mich nie irgendwo so richtig zuhause gefühlt. Unter der Woche war ich bei meiner Mom und am Wochenende bei meinem Dad. Was an für sich nicht schlimm war. Aber es war für Freundschaften schwer. Unter der Woche, hatten meine Wochenend-Freunde andere Freunde, die natürlich auch an den Wochenenden meine Wochenend-Freunde für sich allein beanspruchen wollten. Was für mich ein einziger Konkurrenzkampf war.

Mein bester Freund aus der Kindheit war Nils. Wir waren eigentlich best friends. Aber Sebastian wollte auch, dass Nils sein best friend ist. Ich war ihm ein Dorn im Auge. Er hat ständig an meinem Stuhl gesägt und versucht Nils so zu manipulieren, dass er sich mit ihm und nicht mit mir verabredet. Manchmal hat Nils sich darauf eingelassen und dann haben sie gemeinsame Sache gemacht und mich verarscht. Vermutlich fing es damit an, dass ich anfing zu glauben: Menschen sind scheiße und ich bin nicht gut genug.

Und bei meiner Mom war es nicht besser. Dort gelang es mir nur schwer echte Freundschaften aufzubauen, weil ich am Wochenende, wo die Kids – von dort Zeit – hatten, ich ja nie dort war. Somit hatte ich bei meiner Mom keine richtigen Freundschaften. Die habe ich erst mit 19 oder 20 entwickelt. Also ca. nach 14 Jahren. Da habe ich in der 12. Klasse Marc kennengelernt. Der heute leider so gut wie nie Zeit hat, weil er sich nur um Frau und Kinder dreht und beruflich – ebenfalls erfolgreich ist – viel um die Ohren hat. Berufliche Reisetätigkeit etc.

Aber, ich bin vom Thema abgekommen. Wo waren wir? Ach ja: Ich habe nie groß darüber nachgedacht, ob ich eine Depression haben könnte… Stattdessen habe ich mir einfach immer schön eingeredet: Es liegt an der vielen Arbeit! Dabei liegt es nicht an der Arbeit. Die Arbeit ist nur meine Ausrede, um nicht aktiv sein zu müssen und ist die Rechtfertigung für alles!

  1. Ich kann nicht ins Fitnessstudio, weil ich ins Büro muss!
  2. Ich habe keine Zeit gesund zu kochen, weil ich ins Büro muss!
  3. Ich habe keine Zeit, gesund einzukaufen. Es muss schnell gehen, weil ich ins Büro muss!
  4. Ich kann mich nicht mit Freunden treffen, oder sie anrufen und mich verabreden, weil ich ins Büro muss!
  5. Ich habe keine Zeit für die Familie, weil ich ins Büro muss!
  6. Ich kann xy nicht machen, weil ich ins Büro muss…

Wir könnten diese Liste quasi unendlich fortsetzen… Und trotzdem bleibt am Ende die Frage: Habe ich vielleicht eine Depression, oder bin ich einfach nur faul? Und faul bin ich, weil ich fett bin und deswegen zu nichts Lust habe!?!

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