Twitter, Bluesky und ein Furz auf hoher See

05. Oktober 2023

Ich bin ein Kopfmensch, dass merke ich immer wieder und in den letzten Tagen, habe ich viel nachgedacht. Einerseits liebe ich Twitter und Bluesky. Wobei, bei Twitter meine ich die Vergangenheitsform. Ich liebe, was Twitter einmal gewesen ist. Bluesky mag ich, noch, allerdings merke ich, dass ich mir darüber Gedanken mache, wie ich mir den Himmel für mich wünsche. 

Und nein, ich möchte hier niemandem auf den Schlips treten. Es geht um mich und wie ich ihn für mich möchte, und nicht um dich, der du das nun liest!

Der Herr MiM hat es kürzlich treffend in seinem wunderbaren Blog beschrieben. Und er hat – wie ich sein – sein weiteres Wollen überdacht.

Zeit ist kostbar! Ein Tag hat einfach zu wenig Stunden, um alles zu tun, was wir gerne tun würden. 

Einerseits haben wir Pflichten & Dinge, die wir tun müssen, ob wir wollen oder nicht. Einige, weil wir damit das Geld verdienen, von dem wir Leben. Andererseits, weil wir für andere Dinge Verantwortung tragen und auch dort gewisse Pflichten haben. Wir haben Kinder, die Essen, Zeit und Liebe brauchen. Wir haben Haustiere. Nein, das ist kein #Mimimi, das sind notwendige Pflichten, über die man sich bewusst ist oder sein sollte, bevor man sich Kinder oder Haustiere anschafft.

Die Frage ist, was fange ich mit der Zeit an, die uns abzüglich der Pflichten bleibt?

Ich könnte den ganzen Tag in irgendwelchen Timelines verbringen. Egal, ob bei Twitter, Bluesky, Insta, TikTok und Co. oder vor der Glotze abhängen. Aber will ich das? Soll das mein Leben sein? Ehrlich gesagt: Nein! Denn ansonsten könnte ich mich auch gleich um die Ecke bringen… 

Dabei geht mir der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ durch den Kopf und auf wie viele lustige Arten sich Bill Murray um die Ecke gebracht hat. Großartig!

Nun ja, meistens habe ich – zum Glück – gar nicht vor, mich um die Ecke zu bringen. Ihr merkt, ich bin ein gnadenloser Optimist. 

In den letzten Tagen habe ich viel nachgedacht. Ja, Twitter oder jetzt Bluesky, finde ich lustig und ich könnte dort meine gesamte Arbeits- und Freizeit verpimmeln, aber eigentlich ist mir die Zeit dafür zu schade. 

Erstens, weil es mich nur kurzfristig befriedigt. Ja, ich denke, ich schreibe da durchaus gelegentlich, mal einen sinnvollen Tweet oder „Skeet“, wie es etzt im Himmel heißt, der vielleicht auch manche Menschen bewegt oder etwas positives schafft. Aber, er verschwindet nach wenigen Minuten kläglich in der traurigen Masse. Und wenn ich in meinen Twitter-Account schaue, wer soll bei 61.593 Tweets da irgendwann mal diesen einen Tweet, den er/sie/es vielleicht sucht, wiederfinden? Nach 5 Minuten ist er belanglos und unbedeutend und in der Masse verschwunden. Schnell verflogen, wie ein Furz auf hoher See. 

Außerdem merke ich, dass es schon wieder mehr und mehr Bilder bei Bluesky werden und die größtenteils von Twitter stammenden Nutzer bereits wieder süchtig ihre gifs fordern, was ich schade finde. Früher, war Twitter ein Micro-Blogging-System, in dem man in 140 Zeichen sagen musste, was man sagen wollte. Das hatte einen besonderen Reiz. Man konnte nicht lange drumherum sabbeln, sondern musste es kurz und präzise auf den Punkt bringen. Es war gemacht für Menschen, die – wie ich – Worte lieben. Und für Bilder hatte man Instagram. 

Heute scheinen Menschen die meisten Menschen nicht mehr in der Lage zu sein Texte zu lesen. Die Aufmerksamkeitsspanne vieler Menschen reicht in dieser schnelllebigen Zeit nur noch für Bildchen, die man in einer hundertstel Sekunde visuell erfassen und verarbeiten kann. Würde man einen Text schreiben, dass man einen Anruf vom Arzt bekommen hat, der einem mitgeteilt hat, dass man nur noch 6 Monate zu leben hat und darunter ein Bild von hübschen Titten posten, würde (fast) niemand den Test lesen. Der Tweet bekomme 180 Herzchen und Kommentare mit: „Geile Titten!“ 

Was mache ich nun also? 

Das Ergebnis meines Nachdenkens ist, dass ich wieder mehr back to the roots möchte. 

Ja, ich werde Bluesky weiterhin nutzen, aber bewusst. Vielleicht 2-3 Skeets am Tag, die (beinahe) ausschließlich aus Text bestehen. Ich will wieder versuchen mit Worten Bilder zu malen, für Menschen, die noch lesen können. Aber ich möchte damit nicht mehr so viel Zeit totschlagen oder besser gesagt: verbrennen!

Zudem habe ich eine tolle Kamera, die ich leider noch nie viel genutzt habe, da die schöne Sony 𝛼6600 eigentlich seit ihrer Anschaffung – ja, verhaut mich bitte dafür – nur im Schrank gelegen hat. Ich möchte sie endlich rausholen und benutzen. Ich möchte lernen gute Fotos zu machen und meine eigenen Skills entwickeln und verbessern. Möchte schöne Dinge mit der Kamera einfangen und mir schwebt da auch schon ein schönes Projekt vor auf das ich mich sehr freue. Und wenn sich herausstellt, dass es mir wirklich Freude bereitet und mir Spaß macht, lege ich mir dann, aber auch wirklich erst dann, dafür einen passenden Instagram Account an. Wobei ich noch nicht weiß, wie dieser sich mit den strengen Richtlinien von Instagram vereinen lässt, da Instagram ja alles verabscheut, was mit Lust und Erotik zu tun hat. Hakenkreuze sind okay, aber ein Nippel geht nach wie vor gar nicht. Da wird dann ruck zuck der Account gesperrt.

Zusätzlich möchte ich wieder mehr richtig schreiben. Meinen Traum von einem Buch verwirklichen und auch – wie hier – meine Gedanken festhalten. Tagebuch schreiben. Ich muss meinen Tag endlich so Takten, dass ich regelmäßig in die Tasten haue. Mir dafür wirklich Zeit im Terminkalender blocke. Nicht viel, aber kontinuierlich. Genau wie Sport, dreimal die Woche ist Pflicht. Habe ich lange gemacht, habe ich nun aber auch schon wieder – durch einen kleinen Unfall beim Rasen mähen – lange nicht mehr gemacht. Ich bin durch die unfreiwillige Pause wieder in mein altes Muster gefallen. In alte Gewohnheiten zurückgefallen.    

Anstatt also zwei, drei oder mehr Stunden am Tag in Twitter oder Bluesky zu versenken, möchte ich Sport, Schreiben und Fotografieren. Anstatt mir irgendwelchen Bullshit in der Glotze reinzuziehen, lieber Dinge machen, die mich weiter bringen. 

Theoretisch, hat jeder Mensch genug Zeit, er investiert sie häufig nur falsch. Kein Wunder, dass wir in solchen Zeiten dann unzufrieden mit uns und/oder unserem Leben sind. Das tolle ist, wir sind frei. Wir können etwas ändern. Wir können unser Leben so gestalten, wie wir es wollen. Diese Möglichkeit haben nicht alle Menschen auf dieser Welt. Wir aber haben sie, nutzen sie nur häufig nicht und jammern stattdessen herum, wie scheiße doch unser Leben ist. Jammern ändert aber nichts, wenn man nicht handelt. Also krempeln wir die Ärmel hoch und packen es an. 

In diesem Sinne: Tschaka, Motherfucka! 

Du möchtest mir Feedback geben?

Dein Feedback ist nicht öffentlich sichtbar. Ich bekomme es nur als E-Mail auf mein Smartphone!